A. Nach dem Törn ist vor dem Törn

Im Winter 2024/2025 bin ich in Gedanken mehrmals um die Welt gesegelt. Mehrere Segelbücher habe ich dazu verschlungen, z.B. die Klassiker von Wilfried Erdmann und Bernard Moitessier. Viel Zeit hatte ich dazu. Viele weitere gebrauchte Bücher, die ich günstig im Internet (Ricardo, Bookbot) gekauft hatte, warten noch darauf gelesen zu werden. Auch habe ich fast täglich das Mini Globe Race, ein Einhand-Yachtrennen um die Welt, das mit Yachten der Klasse Globe 5.80 ausgetragen wird, verfolgt. An der Regatta nimmt auch Renaud teil, der sein Boot „Capucinette“ in Gletterens am Neuenburgersee auf die Weltumsegelung vorbereite. Ich drücke ihm die Daumen, dass er seinen Traum erfolgreich erfüllen kann und Antigua mit tollen Abenteuern wieder erreichen wird.

Das Boot meines Vaters blieb über den Winter im Wasser – so waren wir an Ostern schnell segelbereit und es gab bereits Ende April einige schöne Segeltage. Den Tri haben wir Ende April ebenfalls eingewassert. Der Refit am Tri schreitet auch voran. Bis Ende Mai ist alles abgeschliffen und der erste Anstrich beginnt.

Mitte Mai bin ich mit Thomi an die 3 Ore Regatta in Ascona. Ein wunderschönes Segelwochenende mit schöner Thermik. Wir durften in Porto Ronco an einer Boie auf einer Yacht übernachten. Die erste Nacht bei starkem Nordwind war sehr unruhig und wir haben kaum geschlafen. Die zweite Nacht war ruhig und wir fanden genug Schlaf für die Regatta am nächsten Tag. Zweimal gingen wir für ein leckeres Abendessen nach Cannobio (Italien) ins Café Sport. Die 3 Ore segelten wir mit dem Tempest. In der Klasse „Racer bis 9 Meter“ haben wir gewonnen und über alle 73 Boote wurden wir hinter der fliegenden Moth nach Yardstick Zweite. Hier die Rangliste.

An Pfingsten segelte ich mit Michael, den ich am Silverrudder 2021 kennengelernt habe die 100 Milles de Pentecôte. Er war für eine Woche mit seiner Saphire 27 am Neuenburgersee. Die Saphire-Klasse hatte dieses Jahr ihr Saphire-Training in Estavayer. An der 100 Milles waren zum Abschluss 10 Saphire am Start. Hier die Rangliste.

B. Ostseetörn 2025

Schleswig Stadthafen (Nr. 44), 10.07.2025

Endlich geht’s los – ein turbulentes Jahr ist hinter mir – aber hinter dem Horizont geht’s weiter – den Wind kann man nicht ändern, aber die Segel neu richten. Ich wollte endlich so schnell wie möglich auf’s Boot. Die 1’030km Autobahn habe ich an einem Stück gefressen. Abfahrt am Mittwoch um 07:20 Uhr in Adliswil und Ankunft in Schleswig um 20:40 Uhr. Es ist so gut gelaufen, dass ich mit einigen Pausen durchgefahren bin und auf eine Übernachtung verzichtete. Wenig Stau, nur ein paar Baustellen und am Abend den Schluss ohne LKW’s ans Ziel. Die Nadelöhre Stuttgart, Elbtunnel etc. waren problemlos. Noch am Abend war alles Gepäck im Boot. Am nächsten Tag habe ich dann die Segel angeschlagen und mich um die gemäss Werft scheinbar kaputte Batterie gekümmert. Nach der Tiefenentladung konnte ich die Batterie wieder herstellen. Das alte eingebaute Ladegerät ist wahrscheinlich kaputt. Ich habe nun ein externes Ladegerät – einfach für den Moment bisschen mehr Stromkabel-Salat an Bord – aber sonst läuft alles elektrische wieder. Am Freitag Morgen konnte ich den Trailer abholen. Den Trailer habe ich mit dem Auto nach Kappeln gebracht. Hier habe ich nun eine sympathischere und bessere Lösung und ich kann wieder selber auswassern. In Schleswig war v.a. die Rechnung Comfort-Service. Mit dem Fahrrad ging’s dann die rund 40km zurück zum Boot. Eine herrliche Fahrradtour entlang der Schlei. Kuchen und Cola gab’s auf halber Strecke im Café Lindauhof, bekannt aus der Serie Landarzt. Die Serie ist mir nur wenig bekannt, ich habe mir lieber Knight Rider, MacGyver oder ein Colt für alle Fälle angeschaut. Ein kurzer Halt noch in Goltoft am Wohnort und in Brodersby am Grab von Wilfried Erdmann. Ich habe alle seine Bücher daheim – eine beeindruckende Segellegende. Mit den heutigen Youtubern kann ich nur noch wenig anfangen. Abendessen im Hafencafé – hier gibt’s wirklich leckere Pommes und Currywurst. Anschliessend noch ein Bummel durch’s Stadtfest in Schleswig; auch hier konnte ich mit der Musik nur wenig anfangen. Das Kapitel Schleswig habe ich nun abgeschlossen – jetzt freue ich mich noch einmal die schöne Schlei runter zu segeln um mich dann in meinem Lieblingshafen Arnis auf den Törn vorzubereiten.

Hafenkosten: EUR 21.00.-/Tag (inkl. Strom, Wasser, WC, Dusche, Internet).

 

Arnis WSG (Nr. 25), 12.07.2025

In Schleswig habe ich um 08:55 Uhr bei Windstille abgelegt. Der NE-Wind briste dann immer mehr auf und es ging unter Segeln gut voran. Das Wetter ist bewölkt und trocken. Bis Misunde nur mit gereffter Genua – ich musste mich an Bord wieder zurecht finden und die Tonnen bei der Stexwiger Enge korrekt passieren. Bei der Einfahrt Missunde hat mich ein kleines Segelboot rauschend mit Volltuch nicht grüssend überholt. Bei der Marina Hülsen habe ich dann auch das Grosssegel gesetzt. Der Wind hat nun aufgefrischt, mit Böen von 20kn gab’s eine schöne Kreuz. 15 Minuten vor der Brückenöffnung bin ich in Lindaunis angekommen. Mit eingerollter Genua und stehendem Gross passierte ich um 12:30 Uhr unter Motor die Lindaunisbrücke. Die ehrgeizigen Regatta-Segler haben mich mit ihrem Aussenborder nach der Brücke wieder überholt und sind zum Segel setzen noch in den Wind motort. Nach einer Kreuz war ich schon hinter ihnen, mit bisschen anluven im Luv überolt und im Abwind stehen lassen. Nach dem Motto – zwei Boote sind eine Regatta – immer wieder schön, wenn die Holzkiste Renngeissen überholt. In Arnis sind sie dann ebenfalls in den Hafen der WSG – natürlich haben sie noch die Tonne abgeschnitten um vorher in den Hafen einzubiegen. Bei Arnis war noch Samstag-Regatta, hier ist mir die Woy aus Arnis entgegen gekommen – ein schönes Boot, das in Arnis gebaut wird. Sie hatten Mühe den Gennaker nach der Windabdeckung des Hafens unter Kontrolle zu bekommen, der Wind hat inzwischen stark aufgefrischt. In Arnis konnte ich wieder am gewohnten Steg anlegen. Abendessen dann im Restaurant Strandhalle mit Schleiblick. Endlich mal Fisch, feiner Dorsch. Wahrscheinlich noch ein bis zwei Hafentage. Ein Tag für’s Boot und Bordbüro und am Montag sollte ich noch einen Grosseinkauf machen, so dass ich endlich auch mal etwas kochen kann.

Hafenkosten: EUR 18.00.-/Tag (inkl. Strom, Wasser, WC, Dusche, Internet).

Log: 17.80 sm

 

Maasholm (Nr. 39), 14.07.2025

Am Morgen noch in Kappeln grosser Einkauf. Da ich das Boot umparkieren musste, da die Hafenlieger früher zurück kamen, ging ich am Nachmittag gleich nach Maasholm. Um 12:40 Uhr habe ich die Brücke in Kappeln passiert. Der Fischbrötchen-Imbiss war leider wegen Personalmangel geschlossen. Es gab Bordküche.

Hafenkosten: EUR 20.00.-/Tag (inkl. Strom, Wasser, WC, Dusche, Internet).

Log: 3.60 sm


Aarosund (Nr. 116), 15.07.2025

Am Morgen sollte es noch Regen und Gewitter geben. Nichts davon kam. Bei Schleimende frischte der SE-Wind auf. Vorwind gings in den kleinen Belt. Im Laufe des Tages drehte der Wind nach West. Aus dem Vorwind wurde zum Schluss eine Kreuz. Ich nutzte den Wind um Weg nach Norden zu machen und schaffte es bis Aarosund. Es ging flott voran, max. war über 7Kn. Bei Aarosund flaute der Wind ab, mit Regen ging’s in den Hafen.

Hafenkosten: DKK 185.00.-/Tag (inkl. Strom, Wasser, WC, Dusche, Internet).

Log: 45.59 sm

 

Fredericia Lystbadehavn (Nr. 104), 16.07.2025

Um 10:30 Uhr bin ich los. Zuerst wenig Wind und eine Kreuz mit 4kb NW. Bei Brandso beginnt der Wind zuzunehmen und es geht flott voran Richtung Middelfahrt. Bei Skarbaek wieder Dragonflys unterwegs – Home of Dragonfly. Die beiden Brücken bei Middelfahrt habe ich nach 15:00 Uhr passiert. Meinen Plan Juelsminde anzulaufen musste ich aufgeben. Es ist zu viel Kreuz: in Fredericia bin ich in den Jachthafen abgebogen. Es gibt viele freie Plätze und hat v.a grosse Boote- gut für einen Stopp, mehr nicht. Die Bezahlung der Hafengebühren ist nur online möglich, dafür gibt es gutes Hafeninternet. Mit dem Bike bin ich noch kurz in die 2km entfernte Stadt. Die Vorräte aufgefüllt. Fredericia ist eine der wichtigsten Industriestädte Dänemarks. Von der alten Altstadt sieht man nicht mehr viel. Es ist eine Einkaufsstadt mit vielen Läden und Restaurants. Die alten Wallanlagen mit ihren Wassergräben sind noch gut erhalten. Sonst gibt die Stadt nicht viel her; es war frisch, so bin ich schnell zurück zum Boot und habe zum ersten mal mit dem Omnia gekocht. Für‘s erste mal war‘s ordentlich, aber das nächste Mal bisschen länger kochen; dann wird es top.

Hafengebühren: DKK 213.-

Log: 23.73sm

 

Juelsminde (Nr. 99), 17.07.2025

Ablegen auch hier wieder um 10:30 Uhr. Seglerisch gleich wie gestern, zuerst wenig Wind für die Kreuz, dann hat es schön zugelegt. Heute wurde es nun Juelsminde. Ankunft um 15:00 Uhr. Ein schöner Hafen, hier war ich schon zweimal. Glaub der beste Hafen Dänemark’s im 2024. Im Ort konnte ich in der Apotheke noch Salben kaufen, die ich alle zu Hause vergessen habe. Auf dem Weg nach Arosund habe ich mir so einiges angeschlagen. Jetzt habe  ich mich langsam wieder ans Bordleben gewöhnt und der Alltag hinterlässt weniger Spuren. Es hat einige freie Boxen. Als Nachbarn habe ich nette Dänen. Die Tochter spielt am Abend Gittare und singt. Sie studiert Musik und macht es unglaublich gut. Ein schöner Sommerabend. Vorher wurden mit Trompete noch die Fahne des Hafens runtergeholt – eine schöne dänische Tradition. Im Hafen liegt längseits eine Schweizer Sirius 40 Twinkieler, ein kurzer Schwaz bei Sonja und Fredy auf dem Boot war ganz nett. Sie kamen auch von Fredericia und hatten heute ihre erste Fahrt mit dem Boot. Ein schönes Boot.

Hafengebühren: DKK 200 + Hafenkarte (Dusche und Strom)

Log: 22.5sm

 

Samsø, Ballen (Nr. 92), 18.07.2025

Bei Null WInd habe ich um 09:00 Uhr abgelegt. Es kam bisschen WInd aus NE. Mit langsamer Fahrt und herrlichem Sommerwetter gehts mit 2-3kn voran. An Endelave vorbei Richtung Ballen. Es geht so gemütlich, dass ich Zeit habe Text für die Homepage zu schreiben. Ziel ist Ballen. Die Nachbarn in Juelsminde haben gesagt, dass dort drei Tage das Samso-Musikfestival sei und dass man dies vor Anker gut miterleben kann. Sie waren letztes Jahr dort. Ist doch ein Plan, die Wetteraussichten sollen auch ruhig sein – perfekt um vor Anker zu liegen. Der Hafen Ballen ist wahrscheinlich wie immer gut besetzt. Um 20:30 Uhr habe ich den Anker vor dem Hafen Bellen gesetzt. Es ist eine ruhige Nacht. Im Hintergrund die Musik des Festivals.

Hafengebühren: Keine

Log: 31.9sm


Grena (Nr. 73), 19.07.2025

Bei wenig SE-Wind habe ich um 09:20 Uhr den Anker aufgeholt. Am Vormittag ging’s auf am WInd Kurs nordwärts. Gegen Mittag hatte ich Langor auf Samso quer ab. Auch heute über Mittag nachlassender Wind. Am Nachmittag flaute er wieder auf und die Meilen nach Grena gingen relativ ring. Die Strömung hat auch bisschen geholfen. Um 20:00 Uhr erreichte ich Grena. Bis in den Hafen war es noch ein Stück und den Hafen kannte ich noch zu genüge von 2021. Hier musste ich ein paar Tage abwettern. Daher ging ich wieder vor Anker. Mit dem Omnia kochte ich noch ein Abendessen.

Hafengebühren: Keine

Log: 37.79sm


Anholt (Nr. 71), 20.07./21.07.2025
Mit dem Sonnenaufgang ging‘s bereits um 05:00 Uhr los. Bei herrlicher Stimmung und SE-Wind ging‘s mit Kurs 45Grad Richtung Anholt. Um 09:30 Uhrerreichte ich die Windparks vor Anholt. Drei Stunden später erreichte ich den Hafen Anholt. Am ersten Steg fand ich zwischen einer Arcona 40 und einer HR31 gut Platz an einer Heckboje. Eine tolle Insel, jetzt Ende Juli ist reger Betrieb und der Hafen wird recht voll. Eine Flasche Gin als Mitbringel gekauft, schöner Sonnenuntergang genossen und einen schönen Sommertag erlabt. Der nächste Tag wird ein Hafentag, das Wetter wird wechselhaft und windig. Da ich nach Schweden möchte kommt der Wind sowieso nicht aus einer guten Richtung und es wäre wieder gegen an.

Hafengebühren: DKK 225.- + Hafenkarte für Strom und Dusche; kein Internet

Log: 26.88sm

 

Laesø Oesterby (Nr. 57), 22.07./23.07.2025

Ich war bereits früh wach. Die Schwedischen Nachbarn an Backbord sind bereits weg. Die Dänischen Nachbarn haben ihre Arcona 40 an meiner Heckboje zusätzlich festgemacht. Diese führte an meinem Heck vorbei und hat mir das Ablegen unnötig erschwert. Zuerst war der Plan Richtung Schweden, Varberg oder Falkenberg, zu Segeln. Der Kurs nach Laesø lag aber besser an und ich hatte einen direkten Anlieger nach Laesø. Ich nutzte diese Chance um direkten Weg nach Norden zu machen. Der Wind frischte immer mehr auf, so dass ich mit Gross und eingerollter Genua gut Tempo machte. Auch die Strömung hast ich noch mit mir, so waren es häufig über 7kn. Bei der Insel Laesø hat der Wind kurz bisschen abgeflaut, bevor es mit Druck in den Segeln wieder bis zum Hafen ging. Den Hafen kenne ich bereits aus dem Jahr 2022. Ich liege im Päcklein mit einer HR34 aus Norwegen. Nach einem langen und anstrengende Segeltag ist nicht mehr viel passiert. Der nächste Tag wird ein Hafentag, bisschen Bordbüro und Bootsunterhalt ist angesagt. Die Norweger sind am Morgen weiter; so liege ich nun alleine längsseits am Steg.

Hafengebühren: DKK 220.- + Hafenkarte für Strom und Dusche; kein Internet

Log: 43.96sm

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